Wir können von Reisen träumen
oder sie erleben.
Oskar Wilde
Transamerika – eine Kreuzfahrt über Norwegen, Schottland, Island, Grönland und Kanada nach New York – den Wunsch dazu hatte ich schon lange. Leider war mein Mann nicht dafür zu begeistern, und so freute ich mich riesig, als sich meine Freundin bereit erklärte, diese Reise mit mir zusammen zu machen. 10 Monate im Voraus wurde relativ günstig gebucht und nach monatelanger Vorfreude geht es nun endlich los.
Samstag, 17.10.15 Bad Staffelstein – Warnemünde
Warum müssen Urlaube immer sooo früh beginnen? 4.00 Uhr heißt es aufstehen, denn um 5.01 Uhr fährt unser Zug in Bad Staffelstein los – dunkel ist`s und Schmuddelwetter.
In Nürnberg steigen wir um und ab da füllt sich der Zug mit immer mehr AIDA-Urlaubern, die ebenso wie wir die Transamerika 7 mit der AIDAmar ab Warnemünde gebucht haben. Die ersten Kontakte werden geknüpft, Erfahrungen ausgetauscht und der Sekt fließt reichlich. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung und wie im Fluge erreichen wir um 10.55 Uhr Hamburg. Nach 15 Minuten Umsteigezeit sollte es ursprünglich weitergehen, aber durch einen Stellwerksschaden hat unser Anschlusszug 70 Minuten Verspätung. Nun gut, wir vertreiben uns die Zeit am Bahnhof, um 11.31 Uhr geht es weiter mit dem Zug nach Rostock. Eine Mail von AIDA Cruises informiert uns darüber, dass in Rostock ein Demo geplant ist und es dadurch zu Verzögerungen kommen kann. Als wir allerdings in Rostock am Hauptbahnhof das Gebäude verlassen, steht schon der LKW für unsere Koffer bereit und etliche Busse, die uns zusammen mit den vielen anderen Ankömmlingen nach Warnemünde zum Hafen bringen. Dort steht sie schon, die AIDAmar und erwartet uns mit ihrem Kussmundgesicht.
Alles ist wieder bestens organisiert von der Crew und so klappt der Check-in problemlos und geht sehr schnell. Unsere Kabine auf der 5.Etage ist auch schon bezugsfertig, nur unsere Koffer sind noch nicht da und so machen wir uns als erstes auf, das Schiff zu erkunden. Da die Mar baugleich zur AIDAblu ist, finde ich mich sehr schnell zurecht und nachdem wir alles abgelaufen haben, nehmen wir im Californian Grill unseren ersten kleinen Snack ein.
Um 17.30 findet die obligatorische Seenotrettungsübung statt, warm eingepackt finden wir uns bei unserer Sammelstelle mit den Rettungswesten ein. Nachdem überprüft wurde, dass wirklich alle vollzählig sind und wir noch eine Info vom Kapitän bez. dem richtigen Verhalten im Notfall erhalten haben, kann es zurück gehen auf die Kabine – noch immer keine Koffer.
Zum Auslaufen begeben wir uns aufs Pooldeck, auch wenn das Wetter mit Nieselregen nicht gerade dazu einlädt. Aber wir werden nicht enttäuscht – dieses Auslaufen ist einfach gigantisch und stellt alle anderen Abfahrten, die ich bisher erlebt habe, in den Schatten. Uns begleiten die Hafenrundfahrten-Schiffe und tuten um die Wette gemeinsam mit der Mar ins Horn, am Kai stehen viele, viele Menschen mit Leuchtstäben und winken uns zu und zu allem die wunderschöne Auslauf-Musik Sailaway….- man merkt dass diese Transamerika-Tour etwas ganz, ganz Besonderes ist. Diese Momente berühren mich sehr und werden mir immer in Erinnerung bleiben.
Nach diesem schönen Erlebnis und einem kurzen Zwischenstopp auf der Kabine – unsere Koffer sind immer noch nicht da – gehen wir zum Abendessen ins Belladonna-Restaurant. Bei interessanten Gesprächen mit netten Tischnachbarn vergeht die Zeit wie im Flug und wir kommen gerade noch rechtzeitig zum Beginn der Welcome-Party, die heute wegen der schlechten Witterung nicht auf dem Pooldeck, sondern im Theatrium stattfindet. Das tut aber der guten Stimmung keinerlei Abbruch, die AIDA-Künstler haben wieder ein tolles Show-Programm einstudiert. Als wir zu späterer Stunde in die Kabine gehen, stehen auch endlich unsere Koffer vor der Tür. Nach dem Auspacken sind wir nach diesem langen Tag froh, vom leichten Wellengang in den Schlaf gewiegt zu werden.
Sonntag, 18.10.2015 Seetag
Unser erster Seetag – da wird natürlich kein Wecker gestellt und wir stehen tatsächlich erst um 9.30 Uhr auf. Mit dem Frühstück müssen wir uns also etwas beeilen, denn für 11.00 Uhr ist das Fantreffen der Facebook-Gruppe Transamerika 7 angesagt. Elvira und Anne, die beiden Admins der Gruppe, haben das Treffen organisiert und rund 180 Reisende erscheinen in der Anytime-Bar. Die AIDA-Crew ist ebenso vertreten und hat auch für genug Sekt gesorgt – so lässt sich ein Seetag aushalten. Nach einer gemütlichen Plauderrunde schauen wir für einen kleinen Snack im Restaurant vorbei, dann suchen wir uns – bewaffnet mit unseren Decken aus der Kabine – auf Deck 5 an der Reling ein geschütztes Plätzchen und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Schwuppdiwupp sind wir weggedöst, Faulenzen pur nennt man das wohl. Nach dem kleinen Nickerchen schreibe ich meinen ersten Bericht, dann geht es zum Sonnenuntergang wieder nach draußen.
Abends probieren wir das East Restaurant aus, hier gibt es jeden Tag asiatische Gerichte aus jeweils einem anderen Land. Heute ist Macao dran und uns schmeckt es so gut, dass wir gleich für den nächsten Tag unseren Tisch zusammen mit unseren Tischnachbarn wieder ¨reservieren¨.
Nach dem Essen geht es in die Anytime-Bar. Da wir um 1 Minute nach Mitternacht bereits Oslo erreichen, wollen wir die Einfahrt bei Nacht natürlich nicht verpassen. Am Bug des Schiffes genießen wir den Blick auf den wunderschön beleuchteten Hafen mit der Festung Akershus und dem Rathaus – eine wunderschöne Atmosphäre.
Montag, 19.10.2015 Oslo
Für Oslo haben wir keinen festen Ausflug geplant, wir machen also erst einmal ein ausgiebiges Frühstück und verlassen dann um kurz nach 9.00 Uhr das Schiff. Unser geplanter Stadtrundgang führt uns zuerst zur Oper, wir bestaunen das architektonisch beeindruckend gestaltete Gebäude mit dem begehbaren Dach von außen und von innen – auch die tollen Toiletten lassen wir nicht aus 😉
Weiter geht es dann zur Domkirke mit dem imposanten Deckengemälde und danach laufen wir über die Pracht- und Einkaufsstraße Karl Johann Gate am Parlament vorbei zum Schloss. Wir kommen um kurz vor 12 Uhr dort an, die Wachablösung ist erst für 13.30 Uhr geplant und entsprechend erstaunt sind wir, als plötzlich die Wachen aufmarschieren und um Punkt 12 die Ablösung stattfindet. Glück gehabt – bis 13.30 Uhr hätten wir nicht warten wollen.
Wir laufen wieder stadteinwärts, unser nächster Programmpunkt ist das Rathaus, in dessen Festhalle alljährlich am 19. Dezember der Friedensnobelpreis verliehen wird. In der oberen Etage besichtigen wir die Bankettsäle, mit ihrer farbenfrohen Wandgestaltung sind auch diese sehr bemerkenswert.
Nachdem wir alles ausführlich angesehen haben, gehen wir weiter zur Aker Brygge – das Hafenareal mit den vielen Restaurants rund um eine anscheinend recht teure Wohngegend. An der Hafenpromenade lassen wir uns auf eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten nieder und genießen bei herrlichem Wetter den Ausblick auf die AIDAmar, die malerisch vor der Festung Akershus im Hafen liegt.
Festung Akershus – die wollten wir uns doch auch noch ansehen – also auf geht`s! Auch von hier hat man einen tollen Ausblick auf das Hafenbecken und die gesamte Stadt mit der Holmenkollen-Sprungschanze.
Um 16.00 Uhr sind wir wieder zurück an Bord, obwohl unsere Liegezeit heute kurzfristig bis 20.00 Uhr verlängert wurde.
Kurz vor dem Auslaufen informiert uns der Kapitän, dass ein Tiefdruckgebiet naht und er deshalb schnellstmöglich Bergen erreichen möchte, bereits 10 Minuten nach ¨Alle Mann an Bord¨ läuft die Mar aus und nimmt mit voller Kraft Kurs auf Bergen, welches wir so nicht erst am Mittwoch früh um 7 Uhr sondern bereits um Mitternacht erreichen sollen.
Den Abend verbringen wir wieder im East Side – Thema Japan – und in der Anytime Bar.
Dienstag, 20.10.2015 Seetag
Als wir aufwachen – wieder ohne Wecker – merken wir schon, dass die Schiffsbewegungen etwas zugenommen haben. Wie heißt es so schön – die wichtigste Vorbeugung gegen die Seekrankheit ist ein voller Magen – sollte dies das Motto des heutigen Tages werden?
Nach dem Frühstück schnuppern wir beim Rundgang auf Deck 5 erstmal frische Luft, es ist erstaunlich mild trotz der Wolken am Himmel. Im Theatrium finden wir dann ein bequemes Plätzchen zum Lesen und Reisebericht schreiben.
Natürlich lässt man an einem Seetag auch das Mittagessen nicht aus, man muss ja schließlich dem Magen etwas zu tun geben als Vorbeugung gegen die Seekrankheit.
Danach nutzen wir das schöne Wetter und legen uns auf Deck 5 aufs Außendeck – warm eingepackt genießen wir die Sonnenstrahlen und den Sonnenuntergang.
Abends treffen wir uns wieder im East Restaurant – heute gibt es indonesisches Essen – und verbringen ein paar schöne Stunden.
Um 22.00 Uhr müssen wir allerdings ins Theatrium – schließlich kommt heute der erste Teil von ¨Zurück in die Zukunft¨. Morgen ist schließlich der große Tag, am 21.10.2015 um 16.29 Uhr kommt Marty McFly zurück aus der Zukunft. Um kurz vor Mitternacht ist der Film zu Ende, gerade rechtzeitig, um die Einfahrt der AIDAmar in Bergen zu beobachten.
Dienstag, 21.10.2015 Bergen
Unser Wecker klingelt uns um 7.30 Uhr recht ungnädig aus den Federn – schließlich wollen wir heute Bergen erkundigen. Der Blick aus dem Fenster – in unserer Innenkabine also AIDA iTV Kanal 15 Bugkamera – verheißt jedoch nichts Gutes. Wie vorausgesagt ist alles hier grau in grau und die regenreichste Stadt Europas macht ihrem Namen alle Ehre.
Trotzdem wagen wir nach dem Frühstück regenfest eingepackt einen Landgang. Der Nieselregen kommt uns quer entgegen – kein schönes Gefühl.
Eigentlich wollten wir mit der Floybahn auf den Berg Floyen fahren, um von dort oben den Panoramablick auf Bergen zu genießen, aber angesichts des bewölkten Himmels mit schlechter Sicht entscheiden wir uns dagegen. Wir erkunden stattdessen gleich das UNESCO Weltkulturerbe Bryggen – alte Holzhäuser, die nah zusammengebaut an der Kaimauer das Handelszentrum im Mittelalter darstellten. Nach mehreren Stadtbränden wurde Bryggen wieder aufgebaut und das alte Baumuster beibehalten. Bei Sonnenschein wären diese allerdings noch schöner anzusehen und auch der Fischmarkt findet – ob jetzt aufgrund der Wetterlage oder der Nachsaison – nicht statt. Wir laufen trotzdem noch ein wenig durch die Straßen, gegen Mittag kapitulieren wir und gehen zurück aufs Schiff. Unsere Hosen sind nur bedingt wasserfest und so wechseln wir erstmal die Kleidung, bevor wir uns im Restaurant ein warmes Süppchen gönnen. Nach einer heißen Dusche treffen wir um 16.00 Uhr im Theatrium ein. Alle Mann an Bord-Zeit ist heute um 16.29 Uhr, schließlich soll niemand McFlys Ankunft verpassen. Im Theatrium wird eine Willkommensparty mit Miller-Beer, Hotdogs etc. gefeiert und natürlich erscheinen vor Beginn des zweiten Teils des Filmes auch Doc Brown und McFly höchstpersönlich.
Kurz vor Beginn des Filmes und Auslaufen des Schiffes kommt auch noch eine Durchsage des Kapitäns. Wie bereits vermutet informiert er uns darüber, dass wir am morgigen Tag Kirkwall nicht anlaufen werden. Über den Orkney-Inseln braut sich ein Tief mit Windstärke 11 zusammen, das will der Kapitän weder seinem Schiff noch uns antun. Wir sind dafür bereits am 24.10. in Island, wenn alles wie geplant verläuft. Allerdings müssen wir uns auf höheren Wellengang und ziemliche Windstärken einstellen – wir sind gespannt.
Einen Vorgeschmack dessen erhalten wir bereits beim Abendessen, als wir den schützenden Fjord verlassen haben. Einigen Passagieren scheint das Essen nicht so recht zu schmecken….
Vorbeugend beschließen wir, an der AIDAmar-Bar noch einen Gin Tonic zu uns zu nehmen – Gin soll ja bekanntlich gegen Seekrankheit helfen – und verbringen einen schönen Abend mit netten Unterhaltungen.
Als wir zurück aus Zimmer gehen hängen schon überall die Spucktüten, in den Geschäften liegen die Schaufensterpuppen am Boden und die zerbrechlichen Sachen wurden aus den Regalen geräumt.
Wir schlucken mal vorsichtshalber unsere Globuli, legen unser Akupressurband gegen Seekrankheit an und gehen mit gemischten Gefühlen ins Bett…
Donnerstag, 22.10.15 Seetag
Die Nacht war recht bewegt – wir sind zwischendrin auch einmal aufgewacht, weil der Wellengang deutlich stärker wurde. Leider liegt unsere Kabine am Heck des Schiffes und so bekommen wir die Bewegungen viel stärker mit als z.B. in der Mitte des Schiffes.
Heute Nacht war die erste Zeitumstellung – die Uhren wurde eine Stunde zurückgestellt – und so wachen wir am nächsten Morgen gut ausgeruht auf.
Ein langer Seetag liegt vor uns, wir verbringen ihn mit Reisebericht schreiben, Lesen, Vorträge hören und natürlich lassen wir zwischendurch auch immer wieder mal unserem Magen etwas zukommen. Im Restaurant gibt es mittlerweile keine Weingläser mehr, die Teller in den Ständern rutschen hoch und runter und wildfremde Menschen fallen sich auf den Gängen unfreiwillig in die Arme – das alles ist recht lustig anzusehen, solange es einem gut geht.
Nach einem entspannten Nachmittag gehen wir recht frühzeitig zum Abendessen ins East Side (Kambodscha), denn für heute ist unsere Thalasso-Saunanacht geplant. Um 20.30 Uhr treffen wir am Body&Soul Spa ein und werden mit einem Gläschen Sekt empfangen. Nach einer Führung durch die Wellness-Oase findet auch gleich unsere Massage statt, mit Blick nach draußen und einfach wunderbar. Danach haben wir noch Zeit für die Sauna mit verschiedenen Aufgüssen. Zuerst einmal legen wir die angebotene Gesichtsmaske auf und ich teste das Gefühl, im 14.Stock vorne am Bug eines Schiffes bei Windstärke 8-10 auf einem Wasserbett zu liegen – kann man machen, muss man aber nicht ;-). Man muss die Seekrankheit ja nicht provozieren, deshalb gehe ich lieber wieder zu den normalen Liegen zurück. Leider geht es Gaby plötzlich nicht so gut, ich mache alleine einen kurzen Saunagang mit anschließendem Körperpeeling, dann verlassen wir die Wellness-Oase wieder. Bei der Rezeption holen wir homöopathische Tabletten gegen die Übelkeit und den Schwindel, dann verbringen wir den restlichen Abend auf der Kabine.
Nachts werde ich wach, weil die Schiffsbewegungen wieder deutlich zugenommen haben, aber gottseidank kann ich trotzdem gleich wieder einschlafen.
Freitag, 23.10.2015 Seetag
Frisch und ausgeruht wachen wir auf, auch Gaby geht es gottseidank wieder besser. So können wir nach einem ausgiebigen Frühstück entspannt die Shoppingmeile auf der AIDA besuchen – recht erfolgreich 😉
Bei der obligatorischen Kapitänsansage zur Mittagszeit erfahren wir, dass wir in der vergangenen Nacht Windstärken bis zu 60 Knoten hatten, das entspricht einer Windstärke 11 – kein Wunder dass ich davon aufgewacht bin. Jetzt hat sich die Lage allerdings wieder beruhigt, momentan haben wir Windstärke 7 mit einer Wellenhöhe von 5-6 Metern, das ist auch gut auszuhalten. Der Kapitän ist guter Dinge, dass wir unser nächstes Ziel Reykjavik morgen zur Mittagszeit pünktlich erreichen und auch in den Hafen einlaufen können. Dies ist ja immer von Wellenhöhe bzw. Windstärke abhängig – hoffen wir, dass er recht behält. Den Nachmittag verbringen wir entspannt auf einer der Liegewiesen im Theatrium, lesend, dösend, einfach relaxt eben.
Auch der Abend verläuft wie gewohnt mit asiatischem Essen und netten Gesprächen sowie dem obligatorischen Gin Tonic in der AIDAmar Bar.
Samstag, 24.10.2015 Reykjavik
Um 11.00 Uhr kommt der Lotse an Bord. Lt. vorheriger Aussage des Kapitäns ist es nicht sicher, ob wir pünktlich um 12.00 Uhr in den Hafen einlaufen können, denn wir haben immer noch eine Windstärke von über 50 Knoten und das macht das Anlegen unmöglich. Der Lotse aber versichert dem Kapitän, dass es im Hafenbecken nahezu windstill ist und so nähern wir uns dem Hafen im Schneckentempo. Um 12.30 Uhr legen wir an und können auch kurz danach das Schiff verlassen und Island betreten. Da wir für den frühen Abend einen Ausflug in die Blaue Lagune gebucht haben, beschließen wir, jetzt noch kurz die Stadt zu erkunden. Die von der Stadt angebotenen Shuttlebusse kosten 10 Euro und zudem haben sich schon lange Warteschlangen gebildet, also laufen wir einfach los, immer am Hafenbecken entlang stadteinwärts. Das Passagierterminal für große Kreuzfahrtschiffe befindet sich ca. 5 km außerhalb, aber der Fußmarsch tut uns nach den faulen Seetagen gut.
In der Stadtmitte angekommen wundern wir uns etwas über die langen Menschenschlangen, die wartend an mehreren Ausgabestellen für eine warme Suppe anstehen. Wie Bedürftige sehen sie eigentlich nicht aus…. Auf Nachfrage erfahren wir, dass heute der erste Tag des Winters gefeiert wird und traditionell die isländische Nationalsuppe mit Lamm und Gemüse verteilt wird.
Wir laufen noch wenig in der Stadt umher, besichtigen am Schluss noch die architektonisch sehr interessante Konzert- und Kulturhalle Harpa und fahren von dort mit dem Shuttlebus zurück zum Schiff.
Um 16.15 Uhr treffen wir uns mit den anderen Ausflüglern in der AIDAbar zur Fahrt in die Blaue Lagune. AIDA hat diesen Ausflug kurzfristig noch angeboten, als klar war, dass wir Kirkwall nicht anlaufen werden und wir haben gerne die Gelegenheit ergriffen, doch noch diesen Hotspot besuchen zu können. Nach einer 45minütigen Busfahrt erreichen wir unser Ziel. Die blaue Lagune ist eigentlich als ¨Abfallprodukt¨ einer Geothermal-Energiegesellschaft entstanden. Da immer mehr Leute kamen, um dort ein Bad im gesundheitsförderlichen warmen Wasser zu genießen, wurde die Anlage immer mehr erweitert und auch die Eintrittspreise steigen jährlich an. Der für ein isländisches Bad horrende Preis von 35 Euro schreckt aber niemanden zurück, es werden immer mehr Besucher. Auch wir genießen das Bad im warmen Wasser, mittlerweile ist es dunkel geworden und alles ist stimmungsvoll beleuchtet. Natürlich tragen auch wir die Silikat- und mineralstoffreiche Gesichtsmaske auf, nach deren Behandlung man angeblich 7 Jahre jünger aussehen soll ;-)…
Nach 2 Std. fährt uns unser Bus wieder zurück zum Schiff und so können wir noch ein verspätetes Abendessen im East Side Restaurant genießen – heute zum Thema Malaysia.
Sonntag, 25.10.2015 Reykjavik
Heute heißt es früh aufstehen, denn um 8.00 Uhr soll unsere Golden Circle Tour losgehen. Als wir nach einem schnellen Frühstück das Schiff verlassen, trauen wir unseren Augen kaum – ein richtiger Schneesturm erwartet uns – der erste Schnee dieses Winters im Tiefland Reykjaviks. Leider lässt unser Fahrer ziemlich auf sich warten, wir stehen draußen in der Eiseskälte und niemand kommt. Nach 40 Minuten und unzähligen vergeblichen Telefonaten erscheint er dann endlich – sein deutsches Handy hatte sich in der Nacht auf Winterzeit umgestellt und er dadurch verschlafen. So ging es heute auch einigen Passagieren, wie gut, dass wir zusätzlich den AIDA Weckruf am Fernseher eingeschaltet hatten.
Wir fahren zuerst zum Vulkankrater Kreira, allerdings halten wir es dort nur zu einem kurzen Stopp aus, denn es weht ein wirklich eisiger Wind. Auch beim nächsten Halt müssen wir schon sehr die Zähne zusammenbeißen – Guldfoss, der goldene Wasserfall – ist zwar ein sehr imposanter Anblick, aber durch die herumsprühende Gischt ist dort alles komplett vereist, man muss ganz schön aufpassen.
Weiter geht es zu den Geysiren – endlich traut sich auch die Sonne aus der Wolkendecke heraus und der Wind lässt nach. Der große Geysir heißt einfach Geysir und ist 2008 das letzte Mal auf natürlichem Weg ausgebrochen. Man konnte einen Ausbruch auch provozieren, indem man Schmierseife in die Öffnung schüttet – irgendwann in den nächsten 48 Stunden bricht er dann aus – dies ist aber mittlerweile verboten.
Direkt daneben befindet sich allerdings der Geysir Strokkur, dieser bricht alle 3 – 8 Minuten aus mit einer 20-25 m hohen Wassersäule aus. Wir beobachten das gewaltige Schauspiel einige Male, die imposanten Naturgewalten sind einfach beeindruckend.
Im angrenzenden Besucherzentrum nehmen wir warmes Süppchen zu uns – Tütensuppe für 1.390 Kronen, das sind umgerechnet knapp 10 Euro – aber es wärmt und tut gut.
Unser nächstes Ziel ist das Dorf Laugarvatn mit weiteren Geothermalquellen, aus denen sich die Einheimischen direkt am Ufer des Sees eine Sauna bzw. ein natürliches Dampfbad errichtet haben.
Im Nationalpark Thingvellir, den wir als nächstes besuchen, befindet sich die Spalte zwischen der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte. Jedes Jahr entfernen sich diese ca. 2 cm weiter voneinander, dadurch steigt der Wasserspiegel des Pingvallavatn Sees immer weiter an. Wir verlassen den Bus, um durch einen Teil des Nationalparks mit dem Lögberg, ein Versammlungsgelände, auf dem die isländische Verfassung verkündigt und festgelegt wurde, durch die Almannagja-Schlucht bis zum steilen Rand der nordamerikanischen Platte zu laufen, auf der anderen Seite erwartet uns unser Fahrer wieder und wir treten den Rückweg zum Schiff an.
Während der gesamten Fahrt hat uns unser Guide Björn von Extreme Iceland Tours mit zahlreichen Informationen rund um Island versorgt, jetzt bekommen wir noch als Wiedergutmachung fürs Zuspätkommen von heute morgen eine Rundfahrt durch die Stadt Reykjavik – wir sind alle sehr zufrieden mit dem Verlauf dieser Tour.
Als wir um kurz nach 16 Uhr wieder am Schiff abgesetzt werden, sind wir freudig überrascht, die AIDACrew erwartet uns im Hafen mit warmen Apfeltee – auf Wunsch mit einem Schuss Wodka -, das wärmt nach diesem kalten Tag wirklich schön auf.
Auch die heiße Dusche ist jetzt sehr angenehm, und als wir um 18 Uhr das Auslaufen aus dem Hafen verfolgen, ist der Eiswind von heute schon wieder vergessen.
Im East Restaurant ist das Motto heute Indien, sehr lecker wieder, anschließend besuchen wir die Haifischbar – die umdekorierte AIDAbar auf Deck 10, wo uns Crewmitglieder aus allen Sparten mit lustigen Seemannsliedern und entprechendem Rahmenprogramm unterhalten. Für den Absacker ziehen wir aber wieder die ruhigere AIDAmar-Bar vor, hier kann man sich einfach besser unterhalten und über die Erlebnisse des Tages bei den verschiedenen Ausflügen austauschen.
Montag, 26.10.2015 Seetag
Wir sind auf dem Weg zum Prinz-Christian-Sund und bei der mittäglichen Durchsage ist der Kapitän guter Dinge, dass wir diesen auch durchfahren können. In Reykjavik sind extra zwei Eislotsen an Bord gekommen, die uns bei der Passage begleiten und den Kapitän beratend unterstützen. Der Wind hat sich gelegt und wir schippern gemütlich unserem Ziel entgegen.
Dienstag, 27.10.2015 Prinz-Christian-Sund
Wir haben unseren Wecker schon auf 6.30 Uhr gestellt, denn um 8.00 Uhr sollen wir am Eingang des Sunds sein, das wollen wir natürlich nicht verpassen. Zuvor wollen wir noch frühstücken – genau das haben sich anscheinend alle anderen Passagiere auch gedacht. Leider hat hier AIDA nicht mitgedacht und nur ein Restaurant so früh geöffnet, entsprechend groß ist das Chaos. Wir begnügen uns mit einem Kaffee und einem süßen Teilchen, dann gehen wir wieder nach draußen.
Am Eingang des Sunds erwarten uns schon die ersten Eisberge, bei Sonnenaufgang fahren wir langsam auf die Einfahrt zu. Der Kapitän gibt nochmals per Durchsage bekannt, dass wir jetzt auch wirklich einfahren können, der Eislotse hat grünes Licht gegeben.
Im Prinz-Christian-Sund erwarten uns wunderschöne Bilder, man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Ganz kurz zieht eine Nebelwand auf, die verschwindet aber gottseidank gleich wieder. Die ganze Durchfahrt über haben wir herrlichsten Sonnenschein bei himmelblauen Himmel – unzählige Bilder werden gemacht. Bei einem kalbenden Gletscher – also ein Gletscher von dem die Eisberge ins Wasser gegeben werden – halten wir und ein Team der Crew holt mit dem Rettungsboot ein Stück vom Millionen Jahre alten, blauen Gletschereis. Den gibt es dann – mit dem Beil zerschlagen – auf dem Pooldeck wahlweise zu Whisky oder Wodka.
Später halten wir beim kleinen Fischerdorf Appilatok, dort leben knapp 150 Innuit. Auch hier geht ein Team an Land, um die von den Gästen geschriebenen Postkarten aufzugeben, die dann vom dortigen Postamt gestempelt und verschickt werden. Natürlich nehmen sie auch Geschenke für die Innuits mit, trotzdem klappt es wegen des stärker werdenden Windes nicht mit einem Gegenbesuch an Bord, der eigentlich geplante Gegenbesuch mit Tanzvorführung fällt aus.
Weiter geht es durch den Sund, es ist ein einmaliges, unbeschreibliches Erlebnis bei diesem herrlichen Wetter diese Landschaft zu entdecken. Noch nie habe ich etwas derartig Beeindruckendes gesehen, wir werden wirklich reichlich entschädigt für die vorausgegangene raue See.
Auch den anderen Gästen geht es so, das Schiff ist erfüllt von Adrenalin pur, noch beim Abendessen und danach schwärmen alle Gäste von diesem wundervollen Tag.
Wir haben heute noch ein kleines Highlight vor uns, denn wir dürfen unseren verkürzten Saunaabend von letzter Woche nachholen. Da wir den ganzen Tag draußen verbracht haben, tut die Wärme natürlich doppelt gut. Wir sitzen in der Sauna mit Blick nach draußen, dabei schippern die Eisberge vorbei, das hat schon was.
Vom Ruheraum aus haben wir Blick auf unseren nächsten Hafen Qaqortoq, wir ankern dort schon um 23.00 Uhr. Am Horizont ist ganz leicht der Anschein eines Nordlichtes zu sehen, leider nur minmal – das hätte uns natürlich zu unserem Glück heute noch gefehlt.
Mittwoch, 28.10.2015 Qaqortoq
Ab 7.30 Uhr fahren die ersten Tenderboote, wir lassen uns aber noch etwas Zeit und frühstücken erstmal gemütlich. Ein klitzekleiner Fehler, wie sich danach herausstellt, denn so denken die anderen Gäste auch und entsprechend lange stehen wir im Treppenhaus an, bis wir auf Deck 3 ankommen und ein Tenderboot besteigen können.
Auch Qaqortoq empfängt uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Mit nicht einmal 4000 Bewohnern ist Qaqortoq die größte Siedlung im Süden Grönlands. Wir laufen durch das kleine Dorf, besichtigen die kleinen bunten Häuschen, die sich an den Berghang anschmiegen. Trotz der nur wenigen Einwohner fahren relativ viele Autos durch den Ort – gehen die alle Touris gucken? 😉
Nach 2 Stunden haben wir genug gesehen und gehen wieder zurück an Bord. Um 12.30 Uhr sollen alle wieder an Bord sein, denn um 13.00 Uhr geht es weiter. Beim Mittagessen im Belladonna-Restaurant mit Blick nach draußen bekommen wir tatsächlich auch einen Wal zu sehen – mir gelingt sogar ein Bild von der Schwanzflosse.
Unsere nächste Etappe führt uns nach St.Johns in Neufundland. Bei seiner Durchsage vor der Abfahrt bereitet uns der Kapitän allerdings schon darauf vor, dass erneut ein Tief im Anmarsch ist und er evtl. den Kurs ändern muss – wir werden sehen.
Wir genießen noch das schöne Wetter am Pooldeck und lassen von Neptun und seinem Gefolge die Transatlantiktaufe erteilen, zuvor müssen wir aber allerlei Prüfungen bestehen wie z.B. Seetang essen (Spinat), das Blut irgendeines Ungeheuers trinken (Tomatensaft mit Chili) und Glibberzeugs essen (Muscheln in Aspik). Naja, gottseidank sind die Portionen klein und so darf ich mich ab sofort Sabine, die Jakobsmuschel nennen. 😉
Um uns aufzuwärmen gibt es hinterher noch einen warmen Lumumba bzw. Apfel mit Schuss. So geht der See-Nachmittag schnell vorüber. Am Abend findet das Alpenglühen statt – sehr viele Gäste haben dafür extra ihr Dirndl bzw. die Lederhose mitgebracht -, das ist allerdings nicht unser Ding, wir verziehen uns lieber in die AIDAmar-Bar.
Donnerstag, 29.10.2015 Seetag
Im Laufe der Nacht hat der Wellengang wieder ganz schön zugenommen und als wir zum Frühstück gehen, schwanken wir schon recht stark. Der Hammer kommt allerdings im Restaurant selbst, die Crew ist bereits damit beschäftigt, sämtliche Deko wegzuräumen, als plötzlich zwei sehr kräftige 10-Meter-Wellen kurz hintereinander kommen. Das Schiff kommt ins Rollen und alles fliegt durch die Gegend. Ganze Tische werden leergefegt, die Schüsseln fliegen aus dem Buffet, Stühle kippen um, das Essen landet mitsamt dem Geschirr auf dem Boden. Es passiert sogar ein paar Gästen, dass sie mitsamt ihrem Stuhl umfallen. Ich bin gerade dabei, mein Müsli zu holen und kann mich gerade noch an einer Säule festhalten. Kurz danach kommt eine Kapitänsdurchsage, dass unsere Stabilisatoren am Limit sind und er den Kurs ändern wird, um das Schiff gerade halten zu können. Das East-Restaurant auf Deck 11 hatte so schwere Schäden, dass es geschlossen werden muss, dort war keine Essensausgabe mehr möglich, das Personal benötigt drei Stunden, um alles wieder aufzuräumen und zu reinigen. Auch in den Geschäften ist allerhand Schaden entstanden, Parfumflakons und Schmuck liegen auf dem Boden und auch die Schaufensterpuppen haben sich lieber mal flachgelegt.
Uns schmeckt das Frühstück trotzdem, gottseidank bleiben wir immer noch von der Seekrankheit verschont.
Durch den Kurswechsel liegt das Schiff jetzt auch wieder ruhiger, der Vormittag verläuft entspannt.
Um 12 Uhr bei der täglichen Kapitänsdurchsage werden dann unsere Befürchtungen bestätigt: Wir sind durch den Kurswechsel und die langsame Fahrt mehrere Stunden hinterher und werden St. Johns nicht erreichen. Unser nächster Hafen ist also Halifax.
Wir erfahren außerdem , dass wir heute Nacht die Windstärke 12 erreicht haben – kein Wunder dass ich davon aufgewacht bin. Die Wellenhöhe beziffert er mit 6-10 m.
Freitag 30.10./Samstag 31.10.2015 Seetage
Über die Seetage gibt es nicht viel zu berichten. Bei Windstärke 10 – 12 erreichen wir immer wieder beachtliche Wellenhöhen mit Spitzen bis 10 m, im Mittel 6 – 8 m, entsprechend schaukelt das Schiff.
Bei der nautischen Fragestunde erfahren wir, dass drei verschiedene Schaukelbewegungen gibt: Das Stampfen, wenn die Wellen von vorne kommen und das Schiff entsprechend ruckelt und holpert. Das Rollen entsteht, wenn die Wellen seitlich aufs Schiff treffen und dies sorgt dann für die großen Schaukelbewegungen mit den entsprechenden Schäden, weil die Regale leergeräumt werden. Dann gibt es noch das Gieren, das sind s-förmige Schlängelbewegungen.
Es kommt auch vor, dass alle drei Bewegungen gleichzeitig stattfinden – so wie wir das gerade erleben….
Allerdings kann unser Schiff Schaukelbewegungen bis zu 60° mitmachen, bevor es zur Seite umkippen würde. Die Wellen von gestern früh hätten nur ca. 5° Seitneigung bewirkt – na das ist ja irgendwie ein tröstliches Gefühl.
Samstag Nachmittag/Abend erreichen wir die Nähe zur Halbinsel Nova Scotia und dadurch entsprechenden Schutz vor Wind und Wellen. Dann kann die Mar auch wieder entsprechend Fahrt aufnehmen und Halifax am Sonntag morgen einigermaßen pünktlich erreichen.
Sonntag, 01.11.2015 Halifax
Land in Sicht!!! Allen Gästen ist die Erleichterung anzumerken, dass wir nach diesen drei anstrengenden, wackeligen Seetagen das Schiff endlich mal wieder verlassen dürfen. Nach der Hafeneinfahrt stärken wir uns erstmal mit einem ausgiebigem Frühstück, dann verlassen wir um 9.00 Uhr die Mar über die Gangway am Pier 21 in Halifax.
Zuerst laufen wir am malerischen Water-Boardwalk entlang, dann biegen wir links ab Richtung Citadel-Hill. An einer Besichtigung der Festung sind wir nicht interessiert, wir mögen beide das Militärische nicht so, deshalb begnügen wir uns damit, den Hügel einmal zu umrunden. Heute ist Sonntag und es findet der Marathon einer Arthritis-Stiftung statt, die Läufer müssen immer wieder den Hügel auf und ab rennen, bis die virtuelle Höhe des Mt. Everest von 8.848 m erreicht ist.
Nach dem Rundgang beschließen wir, mit der Buslinie 9 Richtung Mumford Terminal zum Fairview Hill Cementary zu fahren. Passend zum heutigen Feiertag Allerheiligen wollen wir die Grabstätte der dort beerdigten Titanic-Opfer aufsuchen. Dazu müssen wir uns zuerst einmal kanadische Dollar besorgen, damit wir die Busfahrt bezahlen können. Leider spuckt der ATM nur einen 20 $-Schein aus, wir müssten allerdings den Busfahrer mit passendem Kleingeld – pro Einzelfahrt 2,50 $ – bezahlen. Aber wir haben Glück, unser Busfahrer wechselt aus seinem privaten Geldbeutel. An der entsprechenden Haltestelle angekommen, steigt er sogar mit uns aus und zeigt uns den richtigen Weg – äußerst nett und hilfsbereit.
An der Titanic Gravesite angekommen, beschleicht einem ein beklemmendes Gefühl. Auch wir sind direkt an der Stelle vorbeigekommen, an der die Titanic damals gesunken ist – und das bei widrigsten Wetterbedingungen. Unser Schiff ist zwar mit der entsprechenden Technik ausgestattet, um Eisberge rechtzeitig orten zu können, aber unsinkbare Schiffe gibt es auch heute noch nicht – wie uns das dramatische Unglück der Costa Concordia in Italien vor wenigen Jahren dramatisch gezeigt hat.
Nachdem wir uns einige Zeit dort aufgehalten und auch die angebrachten Informationstafeln durchgelesen haben, laufen wir weiter südlich Richtung Mumford Terminal. Der Weg führt durch eine beschauliche Wohngegend mit zahlreichen für Halloween dekorierten Häusern, neben den bei uns üblichen Kürbisseen hängen hier Spinnen mitsamt den riesengroßen Spinnweben, Totenköpfe und vieles mehr.
Jetzt fängt auch der angekündigte Regen an und wir sind froh, als wir das Halifax Shopping Center erreichen, um ein bisschen im Trockenen schlendern zu können. Unser Gepäcklimit für den Rückflug beträgt zwar nur 23 kg, aber es gibt ja auch Kleinigkeiten…
Mit dem Bus fahren wir wieder zurück in die Hafengegend. Die Tickets sind immer eine bestimmte Zeitspanne gültig – bei uns waren es drei Stunden – und obwohl bei uns die Zeit bereits abgelaufen ist, winkt die Busfahrerin auf unsere Nachfrage hin ab, wir benötigen keine neuen Fahrkarten.
Beim Public Garden steigen wir aus und ein wenig durch die gepflegte Anlage – hier gibt es auch einen See, auf dem makabererweise eine Miniaturausgabe der Titanic herumfährt.
Ein bisschen schlendern wir noch durch das schöne Städtchen, dann reicht es uns mit dem schlechten Wetter und wir gehen um 16.00 Uhr wieder zurück aufs Schiff. So können wir nach einem kleinen Snack im California Grill und einer heißen Dusche pünktlich um 18.00 Uhr das Auslaufen betrachten.
Wie üblich verbringen wir den Abend wieder im East Restaurant und in der AIDAmarbar.
Montag, 02.11.2015 Seetag
Unser allerletzter Seetag – man merkt an den Außentemperaturen, dass wir uns auf demselben Breitengrad wie Spanien bewegen, viele zieht es aufs Pooldeck, in den Restaurants sind nun auch die Terrassen bestuhlt. Bei der mittäglichen Durchsage entschuldigt sich der Kapitän, dass er uns bis New York nur noch mit Wellenhöhen von 1,5 bis 3 m dienen kann, die Schaukelbewegungen wir in den vergangenen Tagen kriegt er leider nicht mehr hin.
Wir werden dafür mit einer Delfinschule entschädigt, die uns eine Zeitlang begleitet – ein schöner Anblick.
Den ganzen Tag über steht das Thema Abreise im Raum – die USA hat sowohl für Ein- als auch Ausreise sehr strenge Bestimmungen, immerzu gibt es neue Infoveranstaltungen und Kabinenbriefe.
Am Abend findet bereits das traditionelle Farewell-Dinner sowie die Abschiedsparty statt, da wir am wirklich letzten Abend bereits in NY liegen und die Gäste dann natürlich lieber die Stadt besichtigen.
Dienstag, 03.11.2015 New York
Bereits um kurz vor 6 Uhr stehen wir auf, denn wir wollen den Sonnenaufgang und die Einfahrt in den Hafen New Yorks nicht verpassen. Um 6.27 Uhr, kurz bevor wir die Verrazano-Brücke, die den Eingang zur Hudson Bay markiert, geht die Sonne auf – ein wunderschöner Anblick. Wir genießen bis kurz vor 8.00 Uhr die Einfahrt in den Hafen, vorbei am Battery Park mit den vielen Wolkenkratzern im Finanzviertel und den gerade erst fertig gestellten World Trade One Tower, auf der Backbordseite die Freiheitsstatue, dann wieder steuerbord Tribeca, Midtown Manhattan mit dem Empire State Building bis zum Pier 90, unserem Anlegeplatz. Begleitet wird das Ganze durch Erklärungen durch den Lektor Gerrit Aust.
Um 8.00 Uhr gehen wir frühstücken und beobachten dabei die Anlegeversuche unseres Kapitäns, so ganz einfach scheint das Rückwärtseinparken hier nicht zu sein.
AIDA hat alle Passagiere in Gruppen eingeteilt von A-Z, die ab 9.00 Uhr in bestimmten Zeitabständen das Schiff verlassen und die Einreiseprozedur im Terminal durchlaufen können. Da wir bereits im Vorfeld einen Ausflug über AIDA gebucht hatten, haben wir das große Glück zur Gruppe A zu gehören und sind so bereits um 9.30 Uhr auf amerikanischem Boden.
Wir haben im Vorfeld das Flexy-Ticket für den Hopon-Hopoff-Bus gebucht, bei dem auch eine Hafenrundfahrt zur Freiheitsstatue dabei ist. Deshalb fahren wir mit dem Transferbus zuerst zum Battery Park, beschließen dann jedoch, auf die Schiffsfahrt zu verzichten, schließlich haben wir zuvor bei der Hafeneinfahrt bereits alles ausführlich betrachtet.
Stattdessen laufen wir direkt in das Finanzviertel, wo wir neben dem bekannten Börsen-Bullen natürlich auch die Wall Street besichtigen. Von dort aus gehen wir dann direkt zu den Memorial-Pools – an Stelle der beim 9/11-Anschlag eingestürzten World Trade-Tower wurden zwei riesige Wasserbecken gebaut, in denen das Wasser von außen nach innen läuft – ein 9 m tiefer künstlicher Wasserfall, dem Einsturz nachempfunden. In den Rand der Pools sind die Namen aller Opfer eingraviert, die bei diesem verheerenden Anschlag ums Leben kamen. Am Geburtstag der Opfer wird durch freiwillige Helfer eine weiße Rose in den Namen gesteckt.
Unser nächstes Ziel ist der Freedom-Tower – das One World Observatory. Von zuhause aus hatten wir die Flex Day Tickets gekauft und sind jetzt froh, nicht für den Kartenkauf bzw. Einlass anstehen zu müssen. Das Konzept des Towers ist gigantisch, man fährt mit einem Aufzug in weniger als 60 Sekunden in den 102.Stock des Hochhausturms, während der Fahrt aufwärts wird mittels einem zeitraffenden Film die Entwicklung Manhattans über die letzten Jahrhunderte dargestellt. Oben angekommen, wird nochmals ein Video gezeigt, dann wird der Blick durch die riesigen Panoramafenster freigegeben. Im 100. Stock befindet sich die 360°-Aussichtsplattform mit einem bis zu 80 km weiten Blick auf Manhattan und seine Umgebung – wir können uns gar nicht mehr losreißen.
Schließlich gehen wir doch weiter, die Brooklyn Bridge ist unser nächstes Ziel. Wir laufen auf dem Fußgängerweg bis ca. zur Mitte und haben einen tollen Blick auf das Finanzviertel. Über Chinatown und Little Italy, am Broadway steigen wir dann in den Big Bus ein und werden nochmals durch das Finanzviertel und durch Tribeca, am Madison Square Garden bis zum Times Square gefahren. Dort steigen wir aus, weiter geht es wieder zu Fuß. Wir besichtigen den Platz vor dem Rockefeller Center mit der Eislaufbahn – leider noch ohne Weihnachtsbaum – und schnuppern kurz ins Saks an der 5th Avenue. Einen Weihnachtsbaum sehen wir dann trotzdem nach – die Radio City Music Hall ist für die in Kürze beginnenden Christmas Spectacular Aufführungen bereits weihnachtlich dekoriert. Natürlich darf auch ein Besuch der berühmten Grand Central Station nicht fehlen. Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir beschließen, dem Hardrock Cafe am Times Square einen Besuch abzustatten. Nach einem leckeren Cheeseburger und einem Mojito sind wir gestärkt genug, unser letztes Ziel für heute zu besuchen: das Empire State Building. Bei herrlichstem Wetter und toller Sicht bestaunen wir das Lichtermeer dieser Großstadt – der Blick ist atemberaubend und sehr, sehr beeindruckend.
Über den Times Square laufen wir dann zurück zum Pier, mittlerweile ist schon 23 Uhr vorbei und wir laufen noch im T-Shirt herum, einfach klasse. Nach über 14 Stunden Sightseeing und rund 23 km Fußweg sind wir froh, als wir die AIDAmar wieder betreten. Bei einem Cocktail in der Ocean Bar mit Blick auf die Lichter Manhattans lassen wir die vielen, vielen Eindrücke von heute sacken.
Mittwoch, 04.11.2015 New York – Bad Staffelstein
Eigentlich war für heute ein Ausflug nach Brooklyn geplant, aber den hat uns AIDA kurzfristig storniert, weil wir den Flughafen nicht rechtzeitig (3 Stunden vor Abflug) erreicht hätten. Auch heute wurden die abreisenden Gäste wieder in Gruppen eingeteilt, um ihre Koffer durch die Zollabfertigung zu bringen. Wir sind um 8.45 Uhr dran und haben so noch einige Zeit bis zum Flughafentransfer um 13.00 Uhr. Deshalb zieht es uns nochmal in die Stadt mit Times Square, Saks und der angrenzenden St.Patricks Cathedral. Irgendwann ist uns der Rucksack, unser Handgepäck, dann doch zu schwer – wir laufen zurück zum Schiff und genießen auf dem Pooldeck einen letzen Aperol Sprizz. Um 13.00 Uhr verlassen wir dann endgültig die Mar und werden nach einer kurzen Verzögerung zum Flughafen JFK gebracht. Wir sind zügig durch den Checkin und auch durch die strengen Sicherheitskontrollen und haben so noch jede Menge Zeit, die Duty Free-Läden abzuklappern. Um 17.10 Uhr ist Boarding und wir starten pünktlich um 17.50 Uhr Richtung Düsseldorf. Während des ruhigen Fluges können wir sogar ziemlich gut schlafen und landen um 6.45 Uhr Ortszeit nach knapp 7 Stunden Flug Düsseldorf. Unser Anschlussflug nach München geht um 8.20 Uhr, um 9.30 Uhr kommen wir dort an und werden schon von unserem Abholer erwartet.
Ein wunderschöne, sehr bewegte Kreuzfahrt ist zu Ende, wir haben zahlreiche unwiederbringliche Eindrücke mitnehmen dürfen. Keine Sekunde habe ich die Entscheidung bereut, diese Tour in den kalten Norden, noch dazu zu dieser Jahreszeit, zu wählen.